CO2-Bilanz eines Skiurlaubs: Wie schädlich ist das Skifahren wirklich?
Nirgends hat der Wintertourismus eine solch große Bedeutung wie im Alpenraum – Skifahren, Snowboarden und andere Wintersportarten sind fest in der Kultur verankert und ziehen jährlich etwa 100 Millionen Touristen an. Das hat viele positive Effekte für die Region – ist aber leider auch eine Belastung für Umwelt und Klima. Doch wie schädlich ist ein Winterurlaub wirklich?
Wenn Du wissen möchtest, wie hoch die CO2-Bilanz eines Skiurlaubs ist und wie Du diese am besten verringern kannst, dann bist Du bei diesem Beitrag richtig.
Wie viel CO2 verursacht eine Woche Skiurlaub?
Wer konkrete Zahlen sucht, muss nicht lange weiterlesen. Nimmt man die Berechnungen des österreichischen Umweltbundesamtes zur Hand, fallen für einen typischen Skiurlaub in Österreich mit PKW die folgenden CO2-Emissionen an:
- etwa 33 kg CO2-eq pro Person und Tag
- das entspricht 231 kg CO2-eq pro Woche
Was bedeutet CO2-eq?
„CO2-eq“ steht für „CO2-Äquivalente“ – denn CO2 (Kohlenstoffdioxid) ist nicht das einzige Treibhausgas, das den Klimawandel beschleunigt. Unter diesem Begriff werden alle Treibhausgase zusammengefasst.
Doch diese Werte allein lassen sich natürlich schlecht einordnen. Ein Vergleich ist dafür nötig: Wie schneidet ein Skiurlaub beispielsweise gegenüber einem typischen Badeurlaub am Meer ab?
Ein Vergleich der CO2-Bilanz: Skiurlaub vs. andere Urlaubstypen
Einen solchen Vergleich findet man ebenfalls beim Umweltbundesamt. Dieses hat die Treibhausgas-Bilanz verschiedener Urlaubstypen unter die Lupe genommen. Als Basis dienten dabei die typischen Urlaube der Österreicher: ein Skiurlaub im Winter und ein Badeurlaub im Sommer, in verschiedenen Varianten.
In die Berechnung flossen typisch-österreichische Gewohnheiten für Anreise, Unterkunft und Aktivitäten ein, es ist also der CO2-Ausstoß von verschiedenen Transportmitteln, Hotels, Liftanlagen, Beschneiung, Pistenpräparation und Co. mit einberechnet.
Das Ergebnis: Ein Skiurlaub ist grundsätzlich weniger klimaschädlich als ein Sommerurlaub. Das Extrembeispiel zeigt, dass ein Badeurlaub auf den Malediven 454 kg CO2-eq jeden Tag verursacht, ein Skiurlaub mit Bahn-Anreise hingegen nur 20 kg.
Daraus wird schnell deutlich, dass die unterschiedlich hohe CO2-Bilanz zwischen Sommer und Winter wenig mit den Aktivitäten oder der Unterkunft zu tun hat. Der größte Faktor ist die An- und Abreise. Denn für einen Sommerurlaub reisen Menschen oft große Distanzen, während die meisten lieber in den nahen Bergen Skifahren gehen, anstatt z. B. für ein paar Tage Heliskiing nach Kanada zu fliegen.
Das Skifahren an sich ist also kein großes Problem. Wie viel Treibhausgase tatsächlich entstehen, hängt von den genauen Umständen des Skiurlaubs ab. An welchen Schrauben lässt sich nun drehen, um den CO2-Ausstoß beim Skifahren so gering wie möglich ausfallen zu lassen?
Was beeinflusst den CO2-Ausstoß beim Skifahren?
Die wichtigsten Faktoren, die es für eine niedrige CO2-Bilanz im Skiurlaub zu beachten gilt, sind die folgenden:
- An- und Abreise
- Zeitpunkt und Dauer des Skiurlaubs
- Art bzw. Ausstattung der Unterkunft
- Verpflegung
- Aktivitäten
An- und Abreise
Für die Anreise zählt einerseits die Distanz zum Skigebiet: Es macht einen bedeutenden Unterschied, ob Du von München ins Kaunertal reist, von Berlin nach Lech am Arlberg fährst oder gleich nach Lake Louise in Kanada fliegst. Je weiter die Skidestination vom eigenen Wohnort entfernt liegt, desto schlechter ist die CO2-Bilanz für den Skiurlaub.
Eine etwas weitere Strecke lässt sich aber recht gut kompensieren, wenn Du das richtige Verkehrsmittel wählst. Wenn Du in einem Reisebus mit einer großen Gruppe unterwegs bist, ist der CO2-Ausstoß natürlich geringer als allein im eigenen PKW. Das beste Reisemittel ist jedoch die Bahn. Wie die Daten des Umweltbundesamts zeigen, verursacht eine Anreise mit der Bahn um ein Drittel weniger CO2-Emissionen als eine Anreise mit dem Auto.
Im Bestfall urlaubst Du demnach in einem nahegelegenen Skigebiet oder bist in Europa mit der Bahn unterwegs. Auf den Flug nach Übersee solltest Du wenn möglich lieber verzichten.
Einen nicht zu verachtenden Anteil am CO2-Ausstoß bei der Anreise macht zudem noch die „letzte Meile“ aus. Ein Beispiel: Wer seinen Skiurlaub am Kaunertaler Gletscher verbringt, steigt am Bahnhof Landeck-Zams aus. Von dort muss er aber noch zu seiner Unterkunft gelangen. Mietwagen, Taxi und Co. verschlechtern die CO2-Bilanz natürlich wieder. In unserem Fall nimmst Du am besten den kostenlosen Skibus, um einerseits Geld, andererseits Treibhausgase zu sparen.
Zeitpunkt und Dauer des Skiurlaubs
Je besser die Schneelage ist, desto klimafreundlicher ist der Skiurlaub. Denn bei genügend Naturschnee können Skigebiete auf den Einsatz von Beschneiungsanlagen verzichten. Idealerweise legst Du den Urlaub also in eine Zeit, in der das gewählte Skigebiet schneesicher ist. Und wenn Beschneiungsanlagen nötig werden, sind diese bei niedrigen Temperaturen bedeutend effizienter.
Die CO2-Bilanz fürs Skifahren erhöht sich außerdem mit jedem weiteren Urlaubstag. Tatsächlich ist die durchschnittliche Aufenthaltsdauer in den letzten Jahren gesunken, derzeit liegt sie in Österreich bei etwa drei bis vier Nächten. Plane aber trotzdem lieber einen langen Urlaub als mehrere kurze, denn eine mehrmalige An- und Abreise ist weit klimaschädlicher, als ein paar Tage länger zu bleiben.
Art und Ausstattung der Unterkunft
Bei der Unterkunft kommt es darauf an, wie modern und luxuriös die Ausstattung ist. Ein neueres Hotel punktet oft mit besserer Wärmedämmung und geringerem Stromverbrauch, hat es jedoch einen riesigen Wellnessbereich, kann dieser Vorteil wieder verlorengehen. Wer hier auf ein wenig Luxus verzichten kann, verbessert die Umweltverträglichkeit seines Aufenthalts.
Auch der Bezug der Unterkunft zu Nachhaltigkeit spielt eine immer größere Rolle: Wird sauberes Recycling betrieben, achten die Mitarbeiter auf möglichst wenig Verschwendung? Immer mehr familiäre Betriebe und Biohotels haben sich dem achtsamen Umgang mit Ressourcen verschrieben und bieten entsprechend CO2-sparende Angebote.
Eine kleine Pension, die ihren Gästen á la carte eine kleine Speisenauswahl serviert, hat darüber hinaus einen geringeren Verbrauch als ein großer Hotelkomplex, der ein Buffet anrichten, warmhalten und danach Essensreste entsorgen muss. Und weil wir gerade schon beim Thema Lebensmittel sind…
Verpflegung
Beim Essen zählt vor allem Regionalität. Zutaten von lokalen Bauern haben einen viel geringeren CO2-Abdruck als solche, die aus den Nachbarländern importiert oder sogar aus Übersee eingeschifft werden müssen. Heimische Produkte hingegen verlassen manchmal nicht einmal das Dorf. Bei der Verpflegung ist die beste Variante also, Speisen aus der Region zu konsumieren: vom Tiroler Knödel bis zum Apfelstrudel.
Im Bestfall sind die zubereiteten Produkte zudem noch saisonal – das bedeutet jedoch gerade im Winter, auf einige Obst- und Gemüsesorten verzichten zu müssen. Doch gute Restaurants, Hütten und Almen zaubern aus dem kleineren Angebot ebenso großartige Gerichte.
Aktivitäten
Zwar ist der CO2-Ausstoß fürs Skifahren, Snowboarden, Rodeln und Co. geringer als gedacht. Doch der gesamte Aufwand rund um die Ausübung eines Sports muss trotzdem mitberechnet werden. Dieser hängt stark von der gewählten Skidestination ab. Je kleiner diese beispielsweise ist – und je weniger Touristenmassen dort unterwegs sind – desto weniger Umweltbelastung entsteht.
Sind energiesparende Seilbahnen, effiziente Beschneiungsanlagen und moderne Pistenraupen vorhanden, ist der Stromverbrauch ebenfalls merklich geringer. Idealerweise kommt der Strom dann noch aus erneuerbaren Energiequellen – im Bestfall bereits zu 100 % aus Wasser- oder Windenergie, Photovoltaikanlagen etc.
Dazu kommen Angebote für Elektromobilität, Verleihstationen für Skiausrüstung, regelmäßige Skibus-Verbindungen und ähnliche Maßnahmen. Kurzum: Das Skigebiet sollte gut gewählt sein. Und vielleicht muss es auch nicht jeden Tag alpines Skifahren sein. Sparsamer sind nämlich Sportarten, die keine oder wenig technische Unterstützung benötigen: Tourengehen, Langlaufen, Schneeschuhwandern u. Ä.
In unserem Blogbeitrag zum nachhaltigen Skifahren findest Du weitere Tipps, was Du sonst noch für Nachhaltigkeit tun kannst.
CO2-sparende Maßnahmen am Kaunertaler Gletscher & in Fendels
Was machen wir eigentlich, um Deinen Aufenthalt am Kaunertaler Gletscher und am Winterberg Fendels so CO2-neutral wie möglich zu gestalten? In erster Linie legen wir Wert auf ein Skigebiet mit sorgsam erhaltenen Naturräumen und sanftem Tourismus ohne Überbelastung.
Dazu kommt:
- weniger Beschneiung dank der Höhenlage und Schneedepots zum Erhalt über den Sommer
- Strom aus 100 % erneuerbaren Energiequellen
- laufende Umrüstung auf energiesparende Seilbahnen, Pistengeräte etc.
- Betriebs-Kleinbusse für den Transport unserer Mitarbeiter*innen
- eng getaktete Skibusse nach Fendels und auf den Kaunertaler Gletscher
- E-Tankstelle und Vergünstigungen für Elektroautos
- familiär geführte Hotels und Pensionen mit Fokus auf Nachhaltigkeit
- regionales und saisonales Speisenangebot in den Bergrestaurants und Almen
- Abfallentsorgung und Abwasserreinigung nach strengen Standards
Fazit: Die CO2-Bilanz im Skiurlaub ist individuell
Eine gute CO2-Bilanz im Skiurlaub zu erreichen, ist also durchaus möglich. Wie gut tatsächlich, hängt jedoch von Dir selbst und Deinen Gewohnheiten ab. Denn auf ein wenig Komfort muss man dafür leider verzichten.
Den eigenen PKW zuhause stehen lassen, ein nachhaltigeres Skigebiet aussuchen, ein weniger luxuriöses Hotel wählen oder auf eine riesige Speisekarte verzichten – wer zu solchen Abstrichen bereit ist, schafft es, einen möglichst kleinen CO2-Fußabdruck zu hinterlassen. Und hat auch gleich selbst etwas davon: Denn so bleiben uns kalte Winter mit viel Schnee und Pistengaudi noch lange erhalten.